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von Yogimobil® Yogalehrerin Suse Beutner
Soweit im Rahmen dieses Artikels von gesundheitlichen Auswirkungen gesprochen wird, ist das immer nur als eine Art Zitat zu sehen, nicht als medizinisch fundierter Rat.
Mich persönlich faszinieren die Atem- sowie Reinigungstechniken des Yoga seit Beginn meiner Yogapraxis, einige habe ich schnell gelernt und praktiziere sie regelmäßig, an anderen arbeite ich noch. Manche der im folgenden beschriebenen Techniken habe ich auch noch nicht ausprobiert, spannend sind sie aber durchaus alle, es ist ein unglaublich vielfältiges und großes Thema, das im Rahmen dieses Artikels nur angerissen werden kann.
Im Vorwort zu seiner Übersetzung der Hatha Yoga Pradipika schreibt Sinh: "Das âtmâ (göttlicher Funke in jedem Menschen) wird dich nur als seinen Aufenthaltsort wählen, wenn es dich für einen solchen Gefallen würdig empfindet, und sonst nicht. Es ist daher notwendig, dass man sich zuerst Seiner Akzeptanz würdig macht. Wenn man den Tempel (das Herz) gut für Seinen Einzug dort bereitet hat, wenn man es von jeglichen Unreinheiten, die stinken und diesen Ort zu einem unpassenden für den Einzug des höchsten Charakters machen, befreit hat, und wenn man ihn wundervoll dekoriert hat, mit Dingen, die für den Herren der Schöpfung angemessen sind, dann muss man nicht lange warten, bis Er den Tempel, den man ihm unter Schmerzen würdig gemacht hat, schmückt. Wenn du all dies getan hast, wird Er mit all Seinem Ruhm in dir scheinen ... Aber wenn du deine Pflicht nicht erfüllt hast, dich nicht vorbereitet hast, würdig durch Seine Tür zu treten, und du versuchst, Zugang zu Seiner Präsenz zu erlangen, beladen mit deiner unreinen Last, stinkend vor Kama (egoistischem Wunsch), Krodha (Zorn), Lobha (Gier) und Moha (Täuschung), sei dir gewiss, dass Er dich von Sich fernhalten wird." (eigene Übersetzung)]
Bei Sukadev Bretz von Yoga Vidya findet man die Analogie des Spiegels, in dem man sich klarer sieht, wenn er sauber ist, ohne dass der Spiegel sich durch die Reinigung verändert, was für mich ein sehr gutes, verständliches Bild ist. Sukadev sagt außerdem: "Shatkriyas sind sehr machtvolle Reinigungstechniken für die Gesundheit, für mehr Energie, für neue geistige Regeneration und für mehr Freude im Leben. Shatkriyas helfen auch, dass Pranayama effektiver und die Meditation tiefer werden kann." (Yoga Vidya Website)
Sinh nennt die Shatkriyas "duties" (S.26), Pflichten, was ihren Stellenwert und somit den Stellen-wert der Reinheit im Yoga nochmals verdeutlicht. Vor der Yogapraxis werden traditionell die Füße gewaschen, der Körper wird von außen gereinigt. Um auf geistiger Ebene Reinheit zu erlangen, praktiziert der Yogi Asanas, Pranayama; Meditation und eben Shatkriyas. Shatkriya, oft auch Shatkarma, bedeutet "sechs Handlungen", entsprechend den sechs Reinigungsübungen, wie sie in der Hatha Yoga Pradipika zu finden sind:
Trataka: Reinigung der Augen
Neti: Reinigung der Nase
Kapalabhati: Reinigung der Lunge
Dhauti: Reinigung des Magens
Nauli: Reinigung des Dünndarms
Basti: Reinigung des Dick- und Enddarms
Bei Swami Satyananda Saraswati finden wir die sechs Übungen nochmals weiter unterteilt, ganz ähnlich zu den Techniken des Ayurveda. In der Hatha Yoga Pradipika heißt es: "Sind Fett oder Schleim deutlich vorherrschend, dann sollten die Shatkarmas, die sechs Reinigungstechniken, ausgeführt werden (vor Pranayama). Menschen, bei denen die Doshas (Schleim, Wind und Galle) ausgewogen sind, müssen sie nicht ausführen." (Hatha Yoga Pradipika (2:21), zitiert nach Saraswati S. 484). Die Anleitungen für die verschiedenen Shatkriyas sind in der Hatha Yoga Pradipika sehr kurz gehalten, bei Saraswati findet man ausführlichere Anweisungen. Bei den Aussagen zur empfohlenen Häufigkeit widersprechen sich die Quellen teils sehr stark, es wird darauf deshalb hier nicht eingegangen.
Die Reinigung der Augen wird ausgeführt, indem man ruhig auf einen Punkt (z. B. eine Kerzenflamme) starrt, bis die Augen tränen.
Diese Übung hilft gegen Krankheiten der Augen und Trägheit, sie "macht die Augen klar und leuchtend." (Saraswati, S.522) Sie ist außerdem eine gute Vorübung für die Meditation und hat eine beruhigende und harmonisierende Wirkung.
Für die Reinigung der Nase wird eine Schnur durch ein Nasenloch in die Mundhöhle geschoben und dann hin- und herbewegt. Neti Karma reinigt das Hirn und hilft gegen Krankheiten der Hals- und Schulterblattregion. Schleim und Verschmutzungen werden aus den Nebenhöhlen entfernt und Erkrankungen des Atemtrakts wird vorgebeugt. Saraswati unterscheidet hier zwischen Jala Neti, der Nasenreinigung mit Wasser, und Sutra Neti, der Nasenreinigung mit Faden oder Katheter.
Bei dieser Reinigungstechnik für die Lunge werden Ein- und Ausatmung sehr schnell ausgeführt, wie bei einem Blasebalg in einer Schmiede. Diese Beschreibung aus der Hatha Yoga Pradipika erinnert mich mehr an Bhastrikā, die Blasebalgatmung, als an die andernorts beschriebene Technik des Kapalabhati. Kapalabhati entfernt Schleim aus der Stirnhöhle, hilft gegen Atemprobleme und reinigt die Lungen, außerdem regt sie das Verdauungssystem an. Bei Saraswati ist Kapal(a)bhati eine Reinigungstechnik für das Vorderhirn und entspannt das Gesicht. Kapalabhati, "scheinender Schädel", wird oft auch als Kapalshodhana, "Schädelreinigung", bezeichnet. Saraswati unterteilt in Vatkrama Kapalbhati, Vyutkrama Kapalbhati und Shitkrama Kapalbhati.
Zur Durchführung von Dhauti wird ein sauberes, feuchtes Tuch nach und nach geschluckt, ein Ende hält man fest. Nach einigen Minuten im Magen zieht man es dann vorsichtig wieder heraus. Diese Praxis hilft bei Magenproblemen und Verdauungsstörungen wie Blähungen, außerdem gegen Husten, Vergrößerung der Milz und mindestens "20 Krankheiten, die aus dem Schleim entstehen". (Swatmarama S. 27). Die Leber wird angeregt, die Nieren und das Blut gereinigt, außerdem wird das Immunsystem gestärkt. Außerdem wird der Geist beruhigt und auf höhere Bewusstseinsstufen vorbereitet. Bei Saraswati bezieht sich Dhauti nicht nur auf den Magen, sondern auf "den gesamten Verdau-ungskanal vom Mund bis zum Anus" (S. 485). Von dieser Darmwäsche gibt es viele verschiedene Versionen, von denen die längste eineihalb Tage dauert - gemeinsam ist den meisten dieser Tech-niken, dass das Trinken von viel Salzwasser kombiniert wird mit Asanas, was zu einer häufigen Entleerung des Darmes führt. Die einzelnen Übungen bei Saraswati sind Shankhaprakshalana (Shankhaprakshalana oder Varisara Dhauti, Laghū Shankhaprakshalana, Kurze TTK-Form), Vatsara Dhauti, Agnisar Kriya oder Vahnisara Dhauti, Vaman Dhauti (Kunjal Kriya, Gaja Karma Kriya, Vyaghra Kriya) sowie Vastra Dhauti.
Man sitzt in hockender Postition, Hände auf dem Boden, Fersen angehoben, und schiebt den Bauch von links nach rechts, so wird Nauli Kriya, die Bauchmassage, in der Hatha Yoga Pradipika erklärt. Nauli Kriya regt den Appetit an, wirkt harmonisierend auf den gesamten Verdauungsapparat und die Energiebahnen des Körpers. Der gesamte Bauchraum wird massiert und im Körper wird Hitze erzeugt, weiter führt sie zu Fröhlichkeit, geistiger Klarheit und Stärke. Saraswati unterscheidet auch hier wieder mehrere Techniken:
Madhyama Nauli, das Anspannen der geraden Bauchmuskulatur, Vama Nauli, das isolierte Anspannen der linken Seite, Dakshina Nauli, das isolierte Anspannen der rechten Seite der Bauchmuskulatur, und schließlich Nauli Kriya, wo die Abfolge der oben angeführten Übungen zu einer rotierenden Bewegung der Bauchdecke führt.
Yogischer Einlauf mit Hilfe eines dünnen Rohres, der gegen Koliken, vergrößerte Milz und Wasser-sucht hilft. Der ganze Körper wird straff und strahlend, der Appetit wird angeregt. Der Dickdarm wird gereinigt und entgiftet, Gase werden entfernt. Basti Kriya wird bei Saraswati weiter unterteilt in Jala Basti, den Einlauf mit Wasser, Sthal Basti, Einsaugen von Luft mit Hilfe von Ashwini Mudra, und Mula Shodhana, auch Mula Dhauti oder Ganesh Kriya, Reinigung des Anus mit Hilfe einer frischen Kurkumawurzel.
Am besten lernt man die Shatkriyas bei einem erfahrenen Yogalehrer. Ich möchte dennoch meine Favoriten hier kurz vorstellen. Wie immer gilt es, auf sich und seinen Körper gut acht zu geben, und nichts zu praktizieren, was sich nicht gut anfühlt.
Vatkrama Kapalbhati
Im Stehen oder Sitzen wird nach einem tiefen Ein- und Ausatem wird die Lunge zu etwa zwei Dritteln gefüllt, nun wird für die Luftreinigung die Luft durch beide Nasenlöcher ausgestoßen, indem die Bauchdecke kraftvoll zusammengezogen wird. Darauf folgt eine passive Einatmung, die die Lunge wieder auf das normale Volumen bringt, drei Runden à 10 Atemstöße, dazwischen Pause, bis der Atem sich beruhigt hat.
Agnisar Kriya oder Vahnisara Dhauti
Mit Hilfe von Agnisar Kriya oder Vahnisara Dhauti soll das Verdauungsfeuer, Agni, angeregt werden. Im Fersensitz oder im Stehen atmet man komplett aus, lehnt sich nach vorne, und gibt bei gestreckten Ellbogen die Hände auf die Knie. Jalandhara Bandha wird gesetzt, und in der Atemleere wird die Bauchdecke hineingezogen und herausgestreckt, bis der Atemimpuls kommt. Bandha lösen, einatmen. Wenn der Atem sich normalisiert hat, startet die nächste Runde, insgesamt drei Runden.
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